#27: Wenn an Weihnachten ein Platz frei bleibt – Wichtige Folge für erwachsene Kinder und Eltern!
Shownotes
Die Weihnachtstage sind für viele Familien eine große emotionale Herausforderung. Diese Folge dreht sich darum, wie belastend es sein kann, wenn an Weihnachten ein Platz frei bleibt – durch Kontaktabbruch, Distanz oder Selbstschutz. Das ist kein Randphänomen in unserer Gesellschaft, sogar jeder Vierte ist von familiärer Entfremdung betroffen – eine stille Epidemie!Ich spreche über alte Wunden, Schuldgefühle, Erwartungen und gebe Impulse, wie man trotz dieser emotionalen Lücke gut durch die Feiertage kommen kann. Wie immer stelle ich auch helfende Fallbeispiele vor.
Bonustrack: Trancereise „Innerer Frieden“
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Transkript anzeigen
00:00:00: Wenn Daniel heute das Elternhaus vermeidet, dann ist das nicht trotz.
00:00:04: Das ist auch nicht kälte und auch nicht arrogant.
00:00:06: Nein, das ist Selbstschutz.
00:00:09: Es ist sein Körper, die ihm sagt, ich kann diesen Raum nicht betreten, ohne mich selbst zu verlieren.
00:00:17: Ja, wieso sind so körperliche Reaktionen eigentlich so stark?
00:00:21: Wir... reagieren nicht auf die Gegenwart, sondern auf die gesamte Geschichte, die in diesem Haus begonnen hat.
00:00:29: Ein Besuch bedeutet also oft in alte Rollen zurückzurutschen, wer kennt das nicht, die frühere Dynamik wieder zu spüren oder Erwartungen zu erfüllen, die man längst abgelegt hat.
00:00:41: Oder auch ein Besuch bedeutet vielleicht auch Verletzungen zu fühlen, die man lange weggeschoben hat.
00:00:48: Also es ist nicht die Gegenwart, die uns überwältigt, es ist die Vergangenheit sozusagen in Echtzeit.
00:01:08: Willkommen bei Leben ohne Angst.
00:01:09: Ich bin Martina Effmott, führe eine Praxis für Psychotherapie und Hypnose in Düsseldorf.
00:01:14: Ich bin Haltpraktikerin, Coach, Autorin und ich freue mich sehr, dass du hier bist.
00:01:20: Bevor wir das heutige Thema starten, möchte ich etwas ganz Kleines, aber für mich doch sehr bedeutendes mit dir teilen.
00:01:26: Ich habe nämlich ganz zufällig oder fast ganz zufällig bemerkt, dass ich im November tatsächlich mein zweijähriges Podcast jubiläum feiere.
00:01:35: Und fast hätte ich das übersehen.
00:01:36: Und jetzt ist ja auch schon Dezember.
00:01:38: Also, sechsundzwanzig Folgen leben ohne Angst, sechsundzwanzig Folgen, die oft tief gehen, manchmal wehtun, manchmal hoffentlich Mut machen.
00:01:47: und hoffentlich auch immer ein Stück Orientierung geben.
00:01:51: Und dass du oder dass ihr zuhört, mitdenkt, mitfühlt und euch öffnet, das bedeutet mir wirklich unglaublich viel.
00:02:00: Also ich möchte an dieser Stelle einfach mal Danke sagen für euer Vertrauen, für eure Nachrichten, für eure Geschichten, für eure Offenheit und ohne euch gäbe es diesen Podcast so nicht.
00:02:13: Ja und jetzt lange Rede.
00:02:15: genug?
00:02:16: Jetzt lass uns gemeinsam in das heutige Thema eintauchen.
00:02:20: Ja, das heutige Thema, wenn Weihnachten ein Platz frei bleibt.
00:02:27: Warum erwachsene Kinder den Kontakt abbrechen?
00:02:30: Und eigentlich steht Weihnachten, das könnte auch der leere Stuhl bei Familienfeiern sein.
00:02:36: Und vielleicht passt gerade diese Folge in diese Jahreszeit wie kaum eine andere Aber eigentlich zu jeder Zeit, nämlich immer dann, wenn Familien zusammenkommen, ob jetzt an Weihnachten, ein runder Geburtstag, ein Jubiläum oder ein großes Familienfest.
00:02:53: Es sind immer die Momente, die so viel versprechen, nämlich Wärme, Nähe, Tradition.
00:03:00: Das Gefühl von, wir gehören zusammen.
00:03:04: Doch für viele Menschen sind genau diese Tage schwer.
00:03:08: Ein Knoten im Magen, eine Unsicherheit im Herzen, Und eine stille Frage, die sich immer wieder stellt, komme ich dieses Mal oder bleibe ich lieber weg?
00:03:20: Und kommt mein Kind dieses Mal oder bleibt der Platz wieder frei?
00:03:26: Die erwachsenen Kinder fragen sich, fahr ich hin, kann ich das?
00:03:30: Oder kostet es mich mehr, als ich geben kann?
00:03:35: Große Familienfeiern sind sozusagen wie ein Brenngrass.
00:03:39: Sie vergrößern nämlich das, was im restlichen Jahr sowieso schon da war.
00:03:43: aber leicht zu übersehen war, nämlich der Druck, die Erwartungen, die alten Rollen, die Verletzungen und manchmal sogar komplette Sprachlosigkeit.
00:03:54: Denn sobald alle an einem Tisch sitzen sollen, da werden so unausgesprochene Geschichten plötzlich laut.
00:04:03: Manche kommen zu den Feiern und funktionieren, manche sagen ab und müssen sich erklären und manche bleiben weg und hinterlassen einen Stuhl, der mehr erzählt als jedes Wort.
00:04:17: In dieser Folge möchte ich dich mitnehmen in ein Thema, über das viele sprechen möchten, aber kaum jemand wirklich spricht.
00:04:25: Warum erwachsene Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen?
00:04:31: Warum Familien gerade an Familientagen oder großen Feiern ganz besonders deutlich spüren?
00:04:38: Eigentlich das, was das ganze Jahr über schon so brüchig war.
00:04:42: Was Eltern fühlen?
00:04:44: was die Kinder fühlen.
00:04:46: und ich möchte darüber sprechen, ob Versöhnung überhaupt möglich ist.
00:04:51: Und wir gehen jetzt diesen Weg, wenn du magst, ganz warm, ganz vorsichtig, aber ehrlich, ohne Schulzuweisungen, ohne Verteidigungen und mit Respekt für beiden Seiten.
00:05:04: Ja, wir können eigentlich sagen, es kam nicht plötzlich und es war nicht plötzlich.
00:05:08: Es ist ein Mythos von diesem abrupten Bruch.
00:05:13: Es gibt einen Satz, den ich von Eltern in meiner Praxis wirklich immer wieder höre.
00:05:17: Besonders dann, wenn große Feiern anstehen.
00:05:22: Da wird häufig gesagt, ich weiß nicht, was passiert ist.
00:05:25: Es war doch nur ein kleiner Streit.
00:05:27: Und dann kam mein Kind einfach nicht mehr.
00:05:31: Für viele Eltern wirkt dieser Moment praktisch wie ein Blitz aus heiterm Himmel.
00:05:35: Ein verlorenes Gespräch, eine unbedachte Bemerkung auf einer Feier.
00:05:39: Ein Satz, der vielleicht nicht schön war.
00:05:42: Aber in ihren Augen niemals groß genug, um eine ganze Beziehung zu zerstören.
00:05:48: Aber wenn man dann mit den erwachsenen Kindern spricht, dann zeigt sich häufig ein völlig anderes Bild.
00:05:55: Der Kontaktabbruch ist selten ein spontaner Entschluss.
00:05:58: Er ist selten Ausdruck eines einzelnen Moments.
00:06:02: Es ist vielmehr das Ergebnis einer langen inneren Reise.
00:06:08: Ein Weg, der vielleicht leise begann.
00:06:10: Manchmal schon in der Kindheit.
00:06:13: Ein Weg aus Enttäuschungen, vielleicht Missverständnissen.
00:06:19: Ein Weg aus Überanpassung, dem Hoffen auf Veränderung und dem Schmerz darüber, dass diese Veränderung vielleicht nie wirklich kam.
00:06:30: Erwachsene Kinder beschreiben das oft so.
00:06:33: Zum Beispiel, ich habe das einfach mal gesammelt.
00:06:35: Ich habe es so lange durchgehalten.
00:06:38: Ich habe so viele kleine Dinge weggeschluckt.
00:06:40: Ich habe versucht, Gespräche zu führen immer wieder.
00:06:43: Und irgendwann war keine Kraft mehr da.
00:06:46: Der Bruch den Eltern als plötzlich erleben, das ist für das erwachsene Kind meistens das Ende eines jahrelangen inneren Aushaltens.
00:06:56: Also nicht ein dramatischer Vorfall, sondern die Summe unzähliger kleiner Momente, die sich im Körper und im Herzen ablagern.
00:07:06: Das ist nicht ein Stein auf dem Weg.
00:07:09: Es ist der Moment, in dem man merkt, dass man schon so viele und viel zu lange Steine getragen hat.
00:07:16: Und so entsteht der Kontaktabbruch auch oft nicht aus einer impulsiven Entscheidung, sondern eher aus einer Erschöpfung.
00:07:26: Aus einem Tiefen erkennen, ich kann in dieser Rolle nicht länger bleiben, ohne mich selbst zu verlieren.
00:07:34: Und genau hier beginnt etwas, das viele Eltern und auch viele erwachsene Kinder erst verstehen, wenn es sie es praktisch einmal ausgesprochen hören.
00:07:45: Ja, warum spitzt sich das jetzt ausgerechnet an großen Feiern so zu?
00:07:48: Warum werden alte Verletzungen genau dann wieder spürbar, wenn eigentlich doch Harmonie erwartet wird?
00:07:55: Und da müssen wir einfach schauen, Familienfeste haben einfach diese besondere Dynamik.
00:07:59: Sie bringen nicht nur die Menschen zusammen, sondern auch die Rollen, die Erwartungen, die Erinnerungen und alte Geschichten, die oft unbewusst mitschwingen.
00:08:10: Da tauchen alte Erwartungen wieder auf, da sitzen alte Rollen wieder am Tisch und manchmal da reicht ein Blick, ein Satz, ein bestimmter Tonfall und irgendetwas in uns reagiert, bevor wir überhaupt verstehen, warum.
00:08:27: Diese Momente fühlen sich nicht neu an.
00:08:29: Das sind Wiederholungen, Erinnerungen im Körper, also alte Wunden, die an diesen Tagen wieder laut werden.
00:08:37: Und genau hier beginnt auch die Geschichte von Hannah.
00:08:40: Und ihr wisst, ich bringe euch immer gerne Fallbeispiele mit und so auch hier.
00:08:45: Hannah, wie ein dreißig Jahre alt.
00:08:47: Hannah hat viele Jahre versucht, eine gute Beziehung zu ihrer Mutter aufzubauen.
00:08:52: Sie hat nicht geschwiegen, ganz im Gegenteil.
00:08:54: Sie hat immer wieder vorsichtig angesprochen, was sie verletzt hat.
00:08:59: Sie hat versucht zu erklären, warum sie sich zurückzieht, warum bestimmte Kommentare sie so treffen, warum bestimmte Situationen sie immer wieder in alte Rollen drängen.
00:09:10: Doch ihre Mutter reagierte jedes Mal gleich.
00:09:13: Hannah wurde als zu überempfindlich oder dramatisch oder zu sensibel bezeichnet.
00:09:19: So als sei das Problem nicht die Situation selbst, sondern Hannas Reaktion darauf.
00:09:26: Letztes Jahr an Weihnachten an einem völlig alltäglichen Moment ist etwas passiert, dass wir Außenstehende fast nicht der Rede wert wäre.
00:09:36: Ihre Mutter sagte vor der gesamten Familie, Hannah war schon als Kind schwierig.
00:09:42: Ein Satz, der schnell dahin gesagt war.
00:09:45: Ein Satz, der vielleicht sogar lustig gemeint war.
00:09:48: Wir wissen es nicht, ein Satz, den die Mutter möglicherweise schon hundertmal gesagt hatte.
00:09:53: Doch für Hannah war es wie ein Siegel.
00:09:56: Es war der endgültige Beweis dafür, dass ihre Mutter sie nicht sieht, nicht heute, nicht gestern, vielleicht nie.
00:10:05: Ich wusste in diesem Moment, erzählte Hannah, dass ich in dieser Rolle nie jemand anders sein darf als das Kind, das nicht genügt.
00:10:15: Für Hannah war das nicht der Grund für den Rückzug, aber es war der Auslöser, der sichtbar machte, dass sie emotional längst am Rand stand.
00:10:24: Für die Mutter war das ein belangloser Satz.
00:10:27: Für Hannah war es der Moment, in dem sie erletztes bisschen Hoffnung auf Veränderung ist sozusagen in sich zusammengefallen.
00:10:36: Und das ist der entscheidende Punkt.
00:10:38: Für Eltern wirkt es wie ein plötzlicher Rückzug.
00:10:42: Für das erwachsene Kind war es das Ende einer Geschichte, die niemand gesehen hat.
00:10:49: Ja, es ist wie eine stille Epidemie der Entfremdung.
00:10:53: Also wenn wir über Kontaktabbrüche sprechen, entsteht oft das Gefühl, wir würden über seltene Ausnahmen reden, über Dramen, die nur in Anführungszeichen andere Familien betreffen.
00:11:06: Doch die Wahrheit, die sieht völlig anders aus und sie überrascht viele Menschen zutiefst.
00:11:13: Weil Kontaktabbrüche, das sind heute kein Randphänomen.
00:11:17: Es ist kein Zeichen von kaputten Familien oder dramatischen Generationen.
00:11:21: Es ist viel häufiger, viel normaler, viel menschlicher als die meisten Ahnen.
00:11:28: Neuere Untersuchungen zeigen, dass jeder vierte Erwachsene von einer familiären Entfremdung betroffen ist.
00:11:36: Jeder vierte.
00:11:39: Das bedeutet, in jeder Straße, in jedem Unternehmen, in jeder Schule, in jedem Bekanntenkreis gibt es jemanden, der keinen Kontakt mehr zu einem Elternteil, einem Geschwisterkind oder einem erwachsenen Kind hat.
00:11:53: Und es gibt genauso viele Menschen auf der anderen Seite, Eltern, die sich fragen, warum die Verbindung verloren gegangen ist.
00:12:01: Doch obwohl die Zahlen so hoch sind, wird halt kaum darüber gesprochen.
00:12:06: Und das macht das Thema zu etwas, das sich anfühlt, wie so eine, ich nenne das gerne, stille Epidemie, ungesehen, unausgesprochen, aber tief spürbar.
00:12:16: Warum ist das so?
00:12:19: Der Grund ist ein Wort, das in Familienbeziehungen ganz oft unterschwellig mitschwenkt, nämlich Scham.
00:12:28: Viele Eltern trauen sich kaum zu erzählen, dass ihre erwachsenen Kinder den Kontakt abgebrochen haben, weil sie fürchten Urteile wie Da muss ja in der Erziehung was schief gelaufen sein.
00:12:41: Oder was habt ihr getan, dass euer Kind nicht mehr zu euch kommt?
00:12:45: Oder warum habt ihr euer Kind nicht halten können?
00:12:48: Und Eltern fragen sich oft in stillen Stunden.
00:12:51: Was sagt das über uns aus?
00:12:53: Haben wir versagt?
00:12:54: Sind wir schlechte Eltern?
00:12:57: Diese Selbstvorwürfe tun weh.
00:13:00: Und weil sie weh tun, werden sie selten ausgesprochen.
00:13:04: Und es gibt aber auch die Scham auf den Seiten der erwachsenen Kinder.
00:13:08: Weil diese fühlen sich häufig gleichzeitig schuldig für den Schritt, den sie gegangen sind.
00:13:14: Die Erwachsenen Kinderspüren, den Druck der Tradition, den moralischen Anspruch, gute Kinder zu sein und auch die Angst vielleicht herzlos oder undankbar zu wirken.
00:13:27: Ihre innere Stimme fragt, leise, bin ich ein schlechter Mensch?
00:13:31: Darf ich das?
00:13:33: Darf ich mich schützen?
00:13:35: Darf ich gehen?
00:13:36: Obwohl sie mich großgezogen haben, ja und diese doppelte Scham, die Scham des Verlustes und die Scham des Weggehens, das erzeugt das Schweigen, das sehr schwer wiegt.
00:13:49: Ein Schweigen, das niemand durchbrechen will, weil alle Angst haben, dadurch noch verletzlicher zu werden.
00:13:56: Und genau dieses Schweigen ist es, was die Entfremdung praktisch noch stärker macht, weil sie nicht nur äußerlich stattfindet, sondern auch innerlich im Denken, im Fühlen, im Erinnern, im Festhalten und im Loslassen.
00:14:09: Und wenn niemand darüber spricht, fühlt sich jede betroffene Familie allein in ihrem Schmerz.
00:14:14: Jede glaubt, das Problem sei einzigartig, beschämend, ein Zeichen von Scheitern.
00:14:20: Und dabei zeigt es die Realität.
00:14:22: Diese Geschichten sind überall.
00:14:24: Sie sind vielfältig, sie sind menschlich.
00:14:28: Und vielleicht ist das der erste wichtige Gedanke in diesem Kapitel.
00:14:33: Entfremdung, Ausrufungszeichen, ist kein persönliches Versagen, es ist ein Symptom.
00:14:40: Ein Ausdruck von etwas, das lange unausgesprochen blieb.
00:14:44: Und genau darüber sprechen wir gleich weiter über das, was im Körper, im Nervensystem und in Erinnerung passiert, wenn erwachsene Kinder in die alten Räume zurückkehren, aus denen sie einmal gekommen sind.
00:14:57: Weil nämlich der Körper erinnert sich.
00:15:01: Und wenn wir verstehen wollen, warum erwachsene Kinder manchmal nicht mehr nach Hause kommen können, emotional oder körperlich, dann müssen wir tiefer gehen.
00:15:09: Viel tiefer als die Frage, was ist damals passiert.
00:15:13: Denn in den Familien geht es nicht nur um Erziehung, Regeln oder Erlebnisse, es geht um Körpererfahrung und es geht um das Nervensystem.
00:15:20: Es geht um die innersten Prägungen, die wir in unseren frühsten Lebensjahren entwickeln.
00:15:26: Und viele Menschen glauben, ein Erwachsener könnte da einfach drüber stehen.
00:15:30: Dass Kindheit etwas Vergangenes sei, dass man doch nur genug Reife vernunft und Gesprächsbereitschaft, damit könnte man alles heilen.
00:15:37: Aber sorry, so funktioniert unser Körper nicht.
00:15:41: Der Körper vergisst nicht.
00:15:44: Er prägt sich ein, wie wir berührt wurden, wie man mit uns sprach, wie man uns ansah, wie sicher oder unsicher wir waren.
00:15:51: und unser Nervensystem, das merkt sich das.
00:15:54: Wie ging man mit meinen Fehlern um?
00:15:57: War Nähe warm oder unberechenbar, musste ich mich anpassen, um akzeptiert zu werden?
00:16:03: War Kritik alltäglich?
00:16:05: Oder gab es emotionale Unterstützung?
00:16:07: oder war ich allein?
00:16:09: Und dieses Nervensystem, das begleitet uns ein Leben lang.
00:16:14: Darum kann es passieren, dass ein erwachsener Mensch, der selbstbewusst reflektiert, beruflich erfolgreich ist, beim Betreten des Elternhauses instinktiv in alte Muster zurückfällt.
00:16:25: Ein einziger Blick, ein bestimmter Tonfall, ein altes Ritual, ein Satz, den man vielleicht schon tausendmal gespürt hat und plötzlich spürt man das.
00:16:35: Den Klos im Hals.
00:16:37: Die Anspannung im Nacken oder das alte Bedürfnis brav zu sein.
00:16:42: Oder die innere Stimme, die flüstert, ach sag lieber nichts.
00:16:46: Oder den Impuls zu fliehen oder innerlich einzufrieren.
00:16:49: Und das, das ist nicht der Verstand, der der reagiert.
00:16:54: Das ist der Körper.
00:16:57: Warum ist das so?
00:16:58: Weil wir uns in frühsten Jahren, haben wir was gelernt, was sich so ganz tief einbrennt.
00:17:05: Wie sicher es ist, wir selbst zu sein.
00:17:08: Und wenn ein Kind gelernt hat, ich muss mich anpassen, um geliebt zu werden.
00:17:12: oder ich darf nicht widersprechen oder meine Gefühle sind zu viel oder ich bin verantwortlich für die Stimmung der Eltern oder ich werde nicht gehört oder ich werde nicht ernst genommen, dann trägt dieses Kind dieses Programm mit bis ins erwachsenen Leben hinein.
00:17:32: Und selbst wenn der Kopf und die Logik sagen, hey, ich bin frei, ich bin erwachsen, Der Körper sagt, hier muss ich aufpassen.
00:17:41: Und auch dafür habe ich euch ein Fallbeispiel mitgebracht.
00:17:45: Ich nenne den hier mal Daniel, Daniel, einundvierzig Jahre alt.
00:17:49: Und Daniel ist ein erfolgreicher Teamleiter, könnt ihr euch vorstellen, wirklich selbstbewusst, zuverlässig, analytisch.
00:17:56: Der moderiert Meetings mit zwanzig Leuten, der entscheidet große Projekte und der steht wirklich mitten im Leben.
00:18:03: Guter Typ.
00:18:05: Doch.
00:18:06: Wenn er das Haus seiner Eltern betritt, dann verändert sich was in ihm.
00:18:12: Und da sagt er, ich merke es sofort im Körper, sagt er mir nämlich.
00:18:15: Mein Herz schneckt schneller, mein Atem wird flacher.
00:18:19: Es ist nicht Angst, Martina sagte, es ist nicht Angst, es ist eher eine Rückverwandlung, als würde ich unmerklich wieder zu dem Jungen werden, der ständig auf der Hut war.
00:18:29: Nicht wegen Gewalt, sondern wegen Worte, wegen so einer subtilen Kritik.
00:18:34: wegen Erwartungen, die ich nie erfüllen konnte.
00:18:37: Also um das wirklich klarzustellen, sein Vater hat ihn nie geschlagen.
00:18:40: Aber Worte können genauso prägen.
00:18:43: Dieses alte Gefühl von ich reiche nicht, von ich bin falsch wie ich bin.
00:18:49: Das, das sitzt ganz tief im Nervensystem.
00:18:53: Und wenn Daniel heute das Elternhaus vermeidet, dann ist das nicht trotz.
00:18:58: Das ist auch nicht kälte und auch nicht arrogant.
00:19:00: Nein, das ist Selbstschutz.
00:19:03: Es ist ein Körper, die ihm sagt, ich kann diesen Raum nicht betreten, ohne mich selbst zu verlieren.
00:19:11: Ja, wieso sind so körperliche Reaktionen eigentlich so stark?
00:19:15: Wir reagieren nicht auf die Gegenwart, sondern auf die gesamte Geschichte, die in diesem Haus begonnen hat.
00:19:23: Ein Besuch bedeutet also oft, in alte Rollen zurückzurutschen, wer kennt das nicht, die frühere Dynamik wieder zu spüren oder Erwartungen zu erfüllen, die man längst abgelegt hat.
00:19:35: Oder auch ein Besuch bedeutet, vielleicht auch Verletzungen zu fühlen, die man lange weggeschoben hat.
00:19:42: Also es ist nicht die Gegenwart, die uns überwältigt, es ist die Vergangenheit sozusagen in Echtzeit.
00:19:50: Und wenn ein erwachsenes Kind sagt, ich kann nicht kommen, da meint es oft nicht, ich will dich nicht sehen, sondern Es meint eigentlich, ich halte es emotional nicht aus, wieder dort zu sein.
00:20:05: Mein Körper erlaubt mir das nicht.
00:20:08: Oder es möchte eigentlich damit sagen, ich verliere dort meine innere Stabilität.
00:20:13: Und diese Wahrheit ist für viele Eltern sehr schwer zu hören, aber sie ist nicht gegen sie gerichtet.
00:20:20: Es ist eine Beschreibung innerer Grenzen.
00:20:23: Keine Anklage, sondern eine Erklärung.
00:20:27: Ja, Weihnachten, Weihnachten steht vor der Tür und ... Warum verstärkt ist diese Reaktion?
00:20:32: So Weihnachten ist halt voller Symbolik, voller Erinnerungen, voller alter Rollen.
00:20:38: Der Druck funktionieren zu müssen, die Erwartungen, die Bilder von Harmonie, die alten Streitpunkte, die immer wieder gleichen Konstellationen.
00:20:46: Alles das aktiviert das Nervensystem noch stärker.
00:20:51: Und deshalb fühlen so viele erwachsene Kinder an Weihnachten wieder die Enge von früher oder die Hilflosigkeit der Kindheit.
00:20:59: Auch die Sorge, wieder ein alter Muster zurückzufallen, das schwenkt natürlich mit oder auch das Bedürfnis zu fliehen.
00:21:08: Also Weihnachten holt nicht nur die Familie zusammen, es holt leider auch die Vergangenheit wieder hervor.
00:21:15: Also.
00:21:16: nochmal zusammenfassen, zu sagen, wenn erwachsene Kinder nicht mehr nach Hause kommen können, liegt das oft nicht an mangelnder Liebe, sondern eher daran, dass ihr Nervensystem auf Überleben schaltet, sobald sie den Fuß über die alte Schwelle setzen.
00:21:30: Und bevor wir jetzt gleich über Lösungen sprechen, über Versöhnung oder Frieden, müssen wir verstehen.
00:21:36: Es geht nicht um Schuld, es geht um Prägung, es geht um das Nervensystem.
00:21:41: Und um die Frage, kann ich dort sein, ohne innerlich wieder einzubrechen.
00:21:49: Ja, und wenn wir schauen, Familie ist Pflicht oder Beziehung ist Wahl, dann haben wir so einen Generationenkonflikt, den wir uns vielleicht auch anschauen mögen.
00:21:58: Weil das ist so der Punkt, wo zwei Welten aufeinander treffen.
00:22:02: Die ältere Generationen wurde geprägt von Sätzen wie, man respektiert seine Eltern oder Blut ist dicker als Wasser.
00:22:09: Familien halten doch zusammen, egal was war.
00:22:13: Und die jüngere, die jüngere Generation sagt, Respekt ist gegenseitig, Beziehung ist eine Wahl.
00:22:19: Oder Biologie entschuldigt kein verletzendes Verhalten.
00:22:23: Und diese beiden Weltbilder, die passen so eigentlich nicht zusammen, ne?
00:22:28: Und das kollidiert halt mit voller Wucht besonders an Weihnachten.
00:22:33: Die Eltern denken dann, mein Kind verweigert die Familie.
00:22:37: Und die Kinder denken, Meine Grenzen werden nicht anerkannt.
00:22:42: Und das Ziel ist bitte nicht zu entscheiden, welche Generation jetzt recht hat, sondern wirklich zu verstehen, warum beide so fühlen, wie sie fühlen.
00:22:52: Ja, ich habe versucht es dir zu sagen, wenn wir jetzt mal schauen, was Eltern oft nicht hören konnten, dann ist es, dass viele Eltern in Gesprächen mit mir die sagen halt, mein Kind hat doch nie was gesagt, wir hätten doch reden können, das kam wirklich aus dem Nichts.
00:23:09: Und die Erwachsenen Kinder sagen, ich habe Mails geschrieben, ich habe erklärt, warum ich Abstand brauche, ich habe Grenzen gesetzt, ich habe um Veränderung gebeten, aber ich wurde vielleicht sogar ausgelacht, abgetan oder nicht ernst genommen.
00:23:24: Und es ist nicht so, wirklich nicht so, dass die Kinder nie gesprochen haben.
00:23:28: Aber es ist vielleicht so, dass sie irgendwann aufgehört haben, weil sie sich nicht gehört gefühlt haben, haben, haben.
00:23:36: Okay, sorry.
00:23:38: Also wenn Worte keine Kraft mehr haben, dann ist stille manchmal die einzige Sprache, die übrig bleibt.
00:23:45: Ja, jetzt werden die Kinder älter und manchmal und häufig und oft werden Kinder selbst ältern.
00:23:51: Und das hoffen natürlich viele, also viele Großeltern, die hoffen dann, dass wenn ein Kind, ein Enkelkind wieder da ist oder endlich ein Enkelkind da ist, dass das Enkelkind wieder Nähe bringt.
00:24:04: Und ganz oft passiert wirklich das Gegenteil.
00:24:08: Also wenn ein erwachsenes Kind selbst Mutter oder Vater wird, dann sieht es die eigene Kindheit nochmals mit völlig anderen Augen und Verhaltensweisen, die man Jahrzehnte vielleicht verziehen hat, die wirken plötzlich unverzeihlich, weil man verhindern möchte, dass das Gleiche einem eigenen Kind passiert.
00:24:31: Ja, und auch da habe ich ein Fallbeispiel für euch.
00:24:34: Das macht es, wenn ich immer ein bisschen anfassbarer und es Marie, Marie, neunundzwanzig und Marie erzählte.
00:24:40: Ich dachte immer, meine Kindheit war normal.
00:24:43: Aber als ich meine Tochter im Arm hielt, da wusste ich, was ich erlebt habe, das war nicht normal und das will ich auch so nicht weitergeben.
00:24:52: Für viele ist die Geburt eines Kindes kein Moment der Versöhnung, sondern ein Moment der Klarheit.
00:25:02: Das bringt uns dahin zu überlegen, gibt es denn Hoffnung auf Versöhnung?
00:25:07: Und bevor wir jetzt über Versöhnung sprechen, müssen wir etwas Wichtiges anerkennen, weil nicht jeder Kontaktabbruch ist heilbar und nicht jede Geschichte bekommt ein gutes Ende.
00:25:20: Und nicht jede Beziehung kann wieder aufgenommen werden, ohne dass jemand sich selbst verraten müsste.
00:25:30: Und das ist ein leises, vorsichtiges, hoffnungsvolles Aber.
00:25:35: Manchmal ist Versöhnung möglich.
00:25:38: Also nur nicht in der Form, wie wir uns das vielleicht oder wie sich das vielleicht viele wünschen, also nicht als Rückkehr in die gute alte Zeit, nicht als Wiederholung von alten vergangenen Mustern, sondern als Neubeginn.
00:25:52: Eine neue Art miteinander zu sprechen, eine neue Art Grenzen zu respektieren.
00:25:57: und eine neue Art die Vergangenheit zu betrachten, ohne sich darin zu verlieren und ohne sie klein zu reden.
00:26:05: Versöhnung bedeutet nicht, wir tun so als wäre nichts gewesen.
00:26:09: Versöhnung bedeutet, wir erkennen an, dass etwas war und wir wollen von hier aus neu starten.
00:26:19: Damit eine solche Art von neuer Beziehung möglich wird, braucht es zwei Bewegungen.
00:26:25: Zwei Schritte.
00:26:27: die oft langsam, vorsichtig und tastend entstehen.
00:26:32: Schritt eins.
00:26:34: Die Eltern öffnen einen oder eröffnen einen sicheren Raum.
00:26:41: Für Eltern bedeutet Versöhnung nicht Schuld zu übernehmen, die sie nicht tragen.
00:26:46: Und es bedeutet auch nicht, sich kleinzumachen, Achtung oder sich selbst zu verurteilen.
00:26:51: Nein, es bedeutet lediglich, bereit zu sein zuzuhören.
00:26:56: Nämlich ohne Verteidigung, ohne Rechtfertigung und ohne alte Muster.
00:27:02: Das kann in einfachen, aber ganz kraftvollen Sätzen sich ausdrücken.
00:27:08: Und wenn du eine betroffene Mama oder Papa bist, dann hör dir diese Sätze mal ganz tief an.
00:27:15: Es könnte zum Beispiel sein, dass du sagst, ich erinnere mich vielleicht anders, aber ich glaube dir, dass du es so erlebt hast.
00:27:23: Oder dein Schmerz ist für mich wichtig.
00:27:26: Magst du mir erzählen, wie es für dich war?
00:27:30: oder ich möchte verstehen und nicht recht haben.
00:27:34: Und ich bin bereit, heute auf eine andere Weise zuzuhören als früher.
00:27:40: Das sind Sätze, die die Vergangenheit nicht reparieren müssen, sondern die die Gegenwart öffnen.
00:27:48: In jeder Versöhnung steckt ein Moment, in dem Eltern sagen, deine Erfahrung ist gültig.
00:27:55: Das ist kein Eingeständnis von Schuld, aber es ist ein Geschenk von Respekt.
00:28:01: Das war der Schritt der Eltern.
00:28:02: Kommen wir zum Schritt.
00:28:05: Die erwachsenen Kinder brauchen Sicherheit.
00:28:08: Wenn erwachsene Kinder überlegen, ob sie wieder Kontakt aufnehmen können, dann denken die nicht in abstrakten Worten wie Versöhnung.
00:28:16: Sie denken in Empfindungen.
00:28:18: Wie fühle ich mich sicher?
00:28:20: Kann ich diesmal ich selbst sein?
00:28:23: Wäre ich gehört oder fallig zurück in alte Rollen?
00:28:27: Oder auch kostet mich das wieder Wochen?
00:28:30: um mich davon zu erholen.
00:28:33: Und viele kommen nicht zurück, weil sie nicht wollen, sondern weil sie es emotional nicht können, solange die alten Muster bestehen bleiben.
00:28:45: Damit Kontakt möglich wird, brauchen erwachsene Kinder klare Grenzen, die respektiert werden, klare Absprachen, die verbindlich sind, klare Bedingungen, die nicht ständig diskutiert werden und vor allem die Sicherheit nicht wieder verletzt zu werden.
00:29:03: Ja, dieses Sicherheitsbedürfnis, die haben nichts mit Unversöhnlichkeit zu tun, sondern mit Schutz, mit Selbstachtung, mit der Fähigkeit, die eigene Geschichte nicht noch einmal zu durchleben.
00:29:16: Erst wenn ein Erwachsenskind spürt, ich verliere mich nicht wieder, dann wird ein neuer Kontakt möglich.
00:29:25: Ja, Versöhnung ist möglich, das möchte ich sagen.
00:29:27: Aber sie sieht halt ganz anders aus, als viele vielleicht glauben.
00:29:31: Versöhnung ist halt kein zurück, sondern sie ist ein nach vorne.
00:29:36: Und sie geschieht dann, wenn beide Seiten sich im Jetzt begegnen, ohne Schuldzuweisungen, ohne alte Rollenbilder, ohne zu erwarten, dass die andere Person wieder so wird wie früher.
00:29:47: Sie entsteht halt, wenn zwei Menschen einander neu begegnen, mit dem Wissen, dass eine Vergangenheit, dass es die zwar gibt.
00:29:54: aber auch die Möglichkeit einer neuen Zukunft.
00:29:57: Versöhnung ist sozusagen eine Beziehung zwei Punkt Null und kein nostalgisches Aufwärmen der Version eins Punkt Null.
00:30:05: Und manchmal, und das ist wichtig, besteht Versöhnung nicht im Wiederaufnehmen des Kontaktes, sondern im Inneren Frieden, den beide Seiten finden können, selbst wenn die äußere Beziehung bestehen bleibt oder nicht.
00:30:21: Versöhnung ist ein weiter Begriff.
00:30:22: Die kann halt Nähe bedeuten, die kann Distanz bedeuten.
00:30:26: Sie kann einen gemeinsamen Weg bedeuten oder zwei unterschiedliche Wege, die respektvoll nebeneinander existieren.
00:30:32: Versöhnung heißt, wir heilen jeder auf seine Art.
00:30:39: Ja, ich würde euch gerne noch ein paar Botschaften mitgeben.
00:30:44: Botschaften an beide Seiten.
00:30:47: An die Eltern.
00:30:48: Du hast das Recht zu trauern.
00:30:51: Der Kontaktabbruch deines Kindes bedeutet nicht, dass du wertlos bist.
00:30:54: Es bedeutet, dass etwas zu schwer war, um weitergetragen zu werden.
00:31:00: Und das heißt nicht, dass du ein schlechter Mensch bist.
00:31:04: Die Botschaft an die erwachsenen Kinder.
00:31:06: Du bist nicht eukoistisch und du bist auch nicht undankbar.
00:31:10: Und du hast dich nicht verraten.
00:31:11: Du hast dich geschützt.
00:31:13: Und manchmal ist das der mutigste Akt der Selbstliebe.
00:31:20: Ja, gebt mir noch Zeit für einen Schlussgedanken.
00:31:24: Der freie Platz am Tisch.
00:31:27: Vielleicht bleibt an diesem Weihnachten ein Platz frei.
00:31:32: Vielleicht ist die Stille lauter als das Fest.
00:31:36: Vielleicht ist der Schmerz spürbar, weil Liebe da war oder weil man sie sich gewünscht hätte.
00:31:45: Kinder hören nicht aufzukommen, weil sie nicht lieben.
00:31:50: sondern weil das bleiben irgendwann mehr Wehtat, als das gehen.
00:31:54: Und manchmal beginnt Frieden genau dort, wo man den Mut hat, die Wahrheit zu sehen.
00:32:04: Ja, und bevor wir diese Folge heute schließen, möchte ich mit dir einen kleinen Moment bleiben, ganz bewusst, gerade jetzt.
00:32:13: In dieser Jahreszeit, wo so viele Dinge gleichzeitig in uns arbeiten, Erinnerungen, Erwartungen, Sehnsüchte, Hoffnungen und manchmal auch das ganz leise Bedauern darüber, wie Dinge gelaufen sind.
00:32:29: Weihnachten ist eine Zeit, die weicher macht.
00:32:31: Manchmal wärmer, manchmal verdätzlicher.
00:32:36: Es ist eine Zeit, in der wir uns nach Nähe sehnen und gleichzeitig so spüren, wo sie fehlt.
00:32:44: Und vielleicht hast du diese Folge als Elternteil, der sich fragt, warum ein geliebter Mensch nicht kommt.
00:32:50: Vielleicht hörst du sie als erwachsenes Kind, das mit dem Gedanken ringt, ob es zurückgehen kann oder überhaupt zurückgehen will.
00:32:58: Vielleicht spürst du Trauer, vielleicht Erleichterung.
00:33:02: Vielleicht beides gleichzeitig, das ist erlaubt.
00:33:06: Und vielleicht ist das Wichtigste, was du dir in diesem Jahr schenken kannst, ein Moment von Ehrlichkeit mit dir selbst.
00:33:16: Ein stiller Satz wie, ich darf fühlen, was ich fühle.
00:33:21: Oder ich muss in diesem Jahr nichts beweisen.
00:33:26: Oder auch ich darf Grenzen haben, auch an Weihnachten.
00:33:32: Denn Weihnachten ist kein Test, kein Beziehungsexamen, kein moralischer Wettbewerb.
00:33:37: Es ist eine menschliche Zeit, eine Zeit, in der Herzen manchmal zusammenfinden und eine Zeit, in der Herzen manchmal geschützt werden müssen.
00:33:46: Vielleicht ist dieses Jahr kein Jahr der großen Versöhnung.
00:33:51: Vielleicht ist es ein Jahr der leisen Schritte, ein Jahr der Reflexion, ein Jahr, in dem du beginnst zu verstehen, nicht jeder Abstand ist Ablehnung, manchmal ist der Heilung.
00:34:03: Und vielleicht ist es ein Jahr, in dem du erkennst, dass Menschen Fehler machen, weil sie Menschen sind.
00:34:08: Und das Heilung nicht bedeutet, dass alles wieder so wird wie früher, sondern dass wir miteinander werden können.
00:34:15: Vielleicht ist es auch ein Jahr, in dem du sagst, ich gehe auf niemanden zu.
00:34:21: Aber ich gehe auch nicht gegen mich.
00:34:23: All das ist in Ordnung.
00:34:25: Es gibt keinen richtigen Weg für Weihnachten, nur deinen.
00:34:29: Wenn du möchtest, lege ein Hand auf dein Herz, atme einmal ein und wieder aus und vielleicht sagst du dir leise, ich darf heute Frieden finden, egal wie er aussieht.
00:34:44: Dieser Frieden kann Nähe sein, aber er kann auch Abstand sein.
00:34:48: Er kann ein Telefonat sein oder ein Nein.
00:34:51: Es kann ein kurzer Besuch sein.
00:34:54: Oder der liebevolle Entschluss, den eigenen Schutz nicht aufzugeben.
00:35:00: Frieden hat viele Formen.
00:35:02: Wichtig ist nur, dass er deine Form ist.
00:35:05: Und wenn du heute ein Elternteil bist, der sich nach seinem Kind sehnt, dein Schmerz ist echt.
00:35:13: Er verdient Traum.
00:35:15: Und vielleicht ergibt sich irgendwann ein Moment, in dem ein Gespräch möglich ist.
00:35:20: Kein erzwungenes, kein perfektes.
00:35:23: sondern ein ehrliches.
00:35:26: Und wenn du das erwachsene Kind bist, das sich schützt, bitte vergiss nicht.
00:35:30: Selbst für Sorge ist kein Verrat.
00:35:32: Manchmal ist es der erste echte Akt von Mut in einer ganzen Familiengeschichte.
00:35:39: Ich wünsche dir für dieses Weihnachten und für die Zeit danach einen Funken Hoffnung, einen Moment von Klarheit und ein kleines Licht, das sagt, ich darf heilen auf meine Art in meinem Tempo.
00:35:53: Und vielleicht, ganz vielleicht, wird dieses kleine Licht irgendwann auch zu einem Wegweiser zwischen dir und den Menschen, die du liebst.
00:36:01: Und wenn nicht, dann darf es einfach deins bleiben.
00:36:06: Ich danke dir, dass du heute zugehört hast.
00:36:08: Ich wünsche dir ein friedliches, warmes Weihnachtsfest.
00:36:11: In welcher Form auch immer du es feierst oder nicht feierst.
00:36:15: Und wir hören uns im nächsten Jahr.
00:36:19: Und es gibt natürlich gleich noch ein Bonus-Track, da möchte ich nur ganz kurz darauf hinweisen.
00:36:23: Aber an dieser Stelle erstmal mit ganz viel Wärme.
00:36:27: Alles Liebe, alles Gute.
00:36:29: Deine Martina.
00:36:33: Schön, dass du dran geblieben bist.
00:36:35: Es gibt eine Minitose, ein Moment von Frieden.
00:36:39: Es dauert nur zwei, drei Minuten, also nimm dir einen Augenblick Zeit.
00:36:43: Vielleicht sitzt du.
00:36:45: Vielleicht liegst du ganz egal, wo du bist.
00:36:48: Erlaube dir jetzt für einen Moment, einfach anzukommen.
00:36:53: Atme einmal tief durch, ganz langsam ein und wieder raus.
00:37:01: Und während du atmest, spürst du, wie dein Körper ein kleines Stück weicher wird, wie die Schultern ein wenig einsinken, wie sich die Stirn glättet, wie der Atem etwas tiefer in dich hineinwandern darf.
00:37:21: Stell dir vor, du stehst an einem Ort, der sich ruhig anfühlt.
00:37:25: Vielleicht ist es ein Zimmer mit warmen Licht, vielleicht ein verschneiter Weg oder ein Ort aus deiner Erinnerung oder ein Ort, der nur in deiner Vorstellung existiert.
00:37:43: Ein Ort, an dem niemand etwas von dir braucht, an dem niemand etwas von dir erwartet.
00:37:52: Ein Ort, an dem du einfach sein darfst.
00:37:56: Und während du dort stehst oder sitzt, stell dir vor.
00:38:00: dass eine ganz leise, milde Wärme in deinem Brustkorb entsteht.
00:38:07: Nicht laut, nicht drängend.
00:38:09: Eine kleine, freundliche Werbe.
00:38:13: Vielleicht das Licht einer einzelnen Kerze.
00:38:17: Ein warmes, weiches Licht.
00:38:20: Ein Licht, das nur für dich brennt.
00:38:25: Mit jedem Atemzug wird dieses Licht ein bisschen heller, ein bisschen klarer, nicht größer.
00:38:32: Nur klarer, so als würdest dir sagen, du bist hier, du darfst atmen, du darfst fühlen, was du fühlst und du bist sicher.
00:38:45: Vielleicht merkst du, wie diese Wärme sich ein wenig in dir ausbreitet, über den Brustkorb, in den Nacken, in den Bauch, in die Arme und Hände, bis in die Beine, bis hinunter in deine Füße.
00:39:06: Und vielleicht tocht jetzt ein Gedanke auf.
00:39:10: Ein Satz, der dir heute gut tun könnte.
00:39:15: Ein Satz, der wie ein kleiner innere Anker wirkt.
00:39:19: Vielleicht so etwas wie, ich darf heute Frieden finden.
00:39:26: Oder ich muss nichts festhalten, was mir nicht guttun.
00:39:33: Oder ich bin genug.
00:39:35: Genau jetzt.
00:39:39: Wähle den Satz, der sich am leichtesten anfühlt.
00:39:43: Der Satz, der ein klein wenig mehr Weite in dir erzeugt.
00:39:49: Und während du diesen Satz einmal innerlich wiederholst, spürst du, wie dein Körper noch ein Stück tiefer sinken darf.
00:39:58: Wie dein Nervensystem etwas weicher wird.
00:40:01: Wie der Atem wieder freier fließt.
00:40:06: Lass dieses Gefühl von Wärme, diese kleine Kerze in deinem Inneren.
00:40:11: Noch einen Augenblick für dich leuchten.
00:40:15: Und wenn du bereit bist, dann atme etwas tiefer ein und aus.
00:40:24: Komm mit deiner Aufmerksamkeit langsam wieder zurück in dein Körper, in den Raum, in den du dich befindest, in dem Moment, mit dem Wissen.
00:40:35: Dieser kleine Ort der Ruhe, dieses Licht, dieser Satz stehen dir jederzeit zur Verfügung.
00:40:47: Wann immer du sie brauchst.
00:40:50: Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und Gute,
00:40:55: deine Martina.
00:41:01: Vielen Dank fürs Zuhören.
00:41:02: Wir hoffen, diese Folge konnte dir helfen.
00:41:04: Wenn du Fragen,
00:41:06: Feedback oder Themenvorschläge hast, schicke uns gerne eine Mail an me.at-coaching.de.
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